Kostenlose Alternativen zu Google Analytics – Matomo vs. etracker

Christoph Jakob im Portrait
Von Christoph
2 Kämpfer die symbolisch für Matomo und Etracker stehen, treten gegeneinander an. Das Analytics Match

In unserem letzten Beitrag “Ist Google Analytics in Deutschland jetzt illegal” haben wir das österreichische Urteil zu Google Analytics behandelt und gaben einen Ausblick für mögliche Chancen und Risiken im Umgang mit Google Analytics in Deutschland. Die Datenschutzbehörde Österreichs stuft Google Analytics jetzt schon als nicht vereinbar mit der Europäischen Datenschutz Grundverordnung (DSGVO) ein. In Deutschland gab es jedoch in den letzten Jahren ebenfalls immer wieder DSGVO- bezogene Veränderungen. Am 25. Mai 2018 wurden die neue Datenschutzgrundverordnung (kurz DSGVO) und die ePrivacy-Verordnung wirksam. Google Analytics ist in Deutschland aktuell, unter Beachtung und Einhaltung einiger Maßnahmen, nicht illegal. Vielleicht noch nicht heute, aber eventuell schon schneller als gedacht.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die Tracking-Alternativen Matomo und etracker zukunftsweisend sind und sowohl ein hohes Datenschutzniveau, als auch eine effektive Webanalyse gewährleisten. Im Detail beleuchten wir diese beiden Alternativen hinsichtlich ihrer Besonderheiten, Kosten, Funktionsumfang und vor allem hinsichtlich des Datenschutz-Aspekts.

Matomo

Matomo, ehemals Piwik, ist eine bekannte und schon recht weit verbreitete Open-Source Webanalyse Plattform. Die Analyse der eigenen Website und des Nutzerverhaltens mit Webanalyse Tools wie Google Analytics und Matomo ist für fast alle Unternehmen eine wesentliche Grundvoraussetzung für sowohl gezieltes, als auch erfolgreiches Online-Marketing. Die entsprechende Auswahl eines passenden Analyse-Tools sollte gerade in der aktuellen Zeit, mit stetig strenger werdenden Datenschutz-Bestimmungen nicht vorschnell getroffen werden. Dennoch ist die kostenlose Version von Google Analytics, auch Universal Analytics genannt, mit einem geschätzten Marktanteil von knapp 70 %, die bis heute am weitesten verbreitete Web Analytics Plattform. Laut Wikipedia ist Matomo schon auf rund 15 % aller deutschen Websites im Einsatz (Stand: August 2021).

Der Hauptgrund für den Anstieg des Marktanteils Matomos in den letzten Jahren liegt auf der Hand: Matomo kann lokal auf dem eigenen Server installiert werden und gibt somit keinerlei Daten an Drittanbieter oder Drittländer weiter. Darüber hinaus ist Matomo in der On-Premise-Variante (selbst, auf dem eigenen Server gehostet) und als WordPress-Plugin kostenlos verfügbar. Zusätzlich gibt es noch eine Cloud-Variante. Matomo Cloud wird ähnlich wie Google Analytics als Software-as-a-Service (SaaS), auf einem externen Server bereitgestellt. Der Funktionsumfang ist generell der gleiche, wird allerdings in der Cloud-Variante um einige Funktionen wie A/B-Testing oder Video-Player-Tracking erweitert. Das deutsche Rechenzentrum für Matomo Cloud steht in Frankfurt am Main. Im Gegensatz zu Google Analytics werden keine personenbezogenen Daten außerhalb der EU verarbeitet. Die Nutzung erfordert allerdings, dass ein Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung mit Matomo geschlossen wird. Wir gehen hier im Detail nur auf die kostenlos verfügbare Matomo-Variante, Matomo On-Premise (selbst gehostet) ein.

Matomo On-Premise

Die wahrscheinlich beliebteste Matomo-Version ist die On-Premise-Variante, also die auf dem eigenen Server betriebene Variante. Diese On-Premise-Version ist auf der eigenen Domain bzw. Subdomain installierbar. Die daraus resultierenden Vorteile sind von großer Bedeutung für Ihre Website-Performance und die mit der Website Analyse verbundene Datenschutz-Compliance.

Die Website-Performance ist kein direkter Einfluss-Faktor für Ihre Web-Analyse, hat aber z. B. einen entscheidenden Einfluss auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Wie im Intro schon erwähnt werden Datenschutz und die Einhaltung der DSGVO  bei Matomo großgeschrieben. Was schon in den letzten Jahren für einen großen Nutzer-Zufluss gesorgt hat, ist auch Stand heute noch das wohl größte Argument, das unweigerlich für das Matomo Web-Analyse-Tool spricht. Während Google Analytics die gesammelten Daten (auch bei vorheriger Einwilligung), also einer eigentlichen Einhaltung der DSGVO im Anschluss in die USA übermittelt, wird die Analytics Software Matomo On-Premise lediglich auf dem eigenen Server bzw. dem Unternehmensserver installiert. Durch eine Installation auf dem eigenen Server behalten Sie also die absolute Datenhoheit. Dieser Aspekt ist für Sie sehr entscheidend, da Sie als Unternehmen gesetzlich zur Einhaltung der DSGVO verpflichtet sind. Darüber hinaus respektiert Matomo die Privatsphäre der Nutzer seit einiger Zeit durch “DoNotTrack” Einstellungen, einer automatischen IP-Anonymisierung, maximal.

Wem bringt jedoch ein Webanalyse-Tool, wenn eine hohe Datenqualität und exakte Analysen nicht möglich sind? Um seine Website, vor allem aber die Website-Inhalte (Content) zu optimieren, sind aussagekräftige Daten in Reports unverzichtbar. Auch unter diesem Gesichtspunkt steht Matomo dem Marktführer Google Analytics in kaum etwas nach. 

Matomo bietet in den Grundfunktionen über 30 Berichte in den vier Kategorien Besucher, Aktionen, Verweise und Ziele/E-Commerce. Zu den Standard-Statistiken zählen:

  • Top-Seiten-URLs
  • Seitentitel
  • Engagement (Zeit vor Ort, Seiten pro Besuch, wiederholte Besuche)
  • Akquisition (Alle Kanäle, Suchmaschinen und Suchbegriffe, soziale Netzwerke, Kampagnen)
  • Top-Ein-/Ausstiegsseiten
  • Ziele der Ausstiege (externe Links)
  • Betriebssystem, Browser, Bildschirmauflösung, Desktop vs. Mobile
  • Benutzerländer, Region und Orte (Zusätzliche Datenbank notwendig)
  • benutzerdefinierte Variablen, Event- und Conversion-Tracking (Bestellungen, Kontaktaufnahme, Downloads etc.)
  • Auswertung der internen Suche inkl. Suchbegriffe
  • E-Commerce

Zwar sind in den 30 Berichten der Grundkonfiguration schon einige aufschlussreiche Reports vordefiniert, jedoch lassen sich leider keine benutzerdefinierten Filter & Segmente für jeden Bericht, Dashboard und Widget einstellen, wie man es vielleicht von Google Analytics gewohnt ist. 

Möchte man etwa nur einen bestimmten Teil einer Website, beispielsweise nur Käufe einer bestimmten Produktkategorie auswerten, kann man hier auf benutzerdefinierte Segmente zurückgreifen. Sind die Segmente entsprechend konfiguriert, laufen nur noch Daten im Zusammenhang mit der gewünschten Produktkategorie in dieses Daten-Segment. So können auch benutzerdefinierte Daten in eigenen E-Mail Berichten innerhalb Matomo verwendet werden.

Matomo On-Premise im Überblick

Vor- und Nachteile der kostenlosen Alternative Google Analytics Matoma

etracker

Die etracker GmbH ist ein deutscher Web-Analyse-Tool-Anbieter, gegründet im Jahr 2000 in Hamburg. etracker ist eine der besten Alternativen zu Google Analytics sowohl für mittlere, als auch große Web-Präsenzen und Online-Shops. 

Das Tool bietet seinen Nutzern verschiedene Möglichkeiten der Web-Analyse und des Targetings. Im Tool selbst verbergen sich wertvolle Reportings und Funktionen, die über Standard-Tracking oder Standard-Web-Analysen hinausgehen.
Hierzu zählen folgende Funktionen:

  • Einwilligungsfreies Cookie-loses Session-Tracking
  • Besucher-, Technik-, Herkunfts-, Content- & Standort-Reports
  • E-Commerce Reports
  • Marketing & Customer Journey Reports
  • Google Ads & Microsoft Ads Conversion Uploads
  • UX-Analytics mit Scroll-Map & Formularanalyse

Die kostenlose Version von etracker umfasst sogar alle oben genannten Pro Funktionen, bis zu einem Limit von maximal 25.000 Seitenaufrufen im Monat. Übersteigt Ihre Website dieses Limit nach 30 Tagen testen, können Sie jederzeit in ein höheres Paket upgraden. Die damit einhergehenden Kosten halten sich in Grenzen. Beispielsweise ist die höchste Version, also die Enterprise-Version, ab 99 € pro Monat erhältlich (bis zu 250.000 Seitenaufrufe und Events). Klar, das ist nicht kostenlos, aber immer noch ein fairer Preis, wenn man den gesamten Markt und seine Teilnehmer berücksichtigt.

Zudem wird bei etracker ebenso wie bei Matomo viel Wert auf Datenschutz gelegt:

Zum einen ist der Serverstandort Deutschland. Zum anderen lässt sich etracker auch ohne Cookies verwenden. Beim sogenannten Cookie-less Session-Tracking mit etracker werden keine Informationen direkt gespeichert oder auf Informationen zugegriffen, die bereits im Endgerät eines Nutzers gespeichert wurden. Hierbei werden lediglich Website-Daten der eigenen Webserver genutzt, sowie Daten, die der Webbrowser zum Aufruf von Websites an den Webserver überträgt. Laut Anbieter wird dann zur Verwendung des Tools auf Ihrer Website keine explizite Einwilligung mehr benötigt. etracker ermöglicht somit auch mit der Cookie-less Variante eine Messung mit folgenden Daten auf Basis von nahezu 100 % aller Interaktionen: 

  • Daten zu Endgerät, Betriebssystem und Browser 
  • Herkunft: Land, PLZ Bereiche, Städte
  • aufgerufene URL mit dazugehörigem Seitentitel und optionalen Informationen zum Seiteninhalt
  • Akquisition: Verweise, Zuordnung zu Kanälen, sowie auslesen von Kampagnen-Parametern
  • Folgeseiten innerhalb der Session
  • Verweildauer auf der Website
  • eingegebene Suchbegriffe, Downloads, Videoaufrufe, Anmeldungen, Kontaktanfragen, bestellte Artikel, etc.

Nicht möglich ist das Ausweisen von eindeutigen Besuchern und z. B. die Verkettung dieser Metrik mit Customer Journeys, die sich über längere Zeiträume (mehr als 24 Stunden) erstrecken.

etracker erfreut sich mittlerweile einer hohen Bekanntheit in Deutschland, was sicherlich zum Teil, ähnlich wie bei Matomo auch, an der DSGVO-Welle liegt. Laut einer Erhebung von aQvisit kam das Tool schon 2016 auf einen Marktanteil von rund 13 % in Deutschland.

Push-Benachrichtigungsdienst Signalize

Signalize ist eine kostenlose Push-Marketing-Lösung die sowohl direkt an etracker Analytics angebunden ist, als auch in wenigen Minuten integrierbar ist. Push-Benachrichtigungen sind bei generell guten Einwilligungs-Raten, einer hohen Aufmerksamkeit und dank der guten DSGVO-Konformität ein beliebtes Mittel um potenzielle Nutzer und Kunden gezielt und automatisiert anzusprechen.  Der Clou an der Signalize-Lösung: Sie basiert im Kern auf der seit vielen Jahren bewährten Audience Tracking-Technologie von etracker. Anders als bei vergleichbaren Lösungen muss keine aufwendige Verbindung einzelner Datenpunkte für die Segmentierung oder als Push-Auslöser implementiert werden. Es genügt bereits, den Signalize-Code auf der Webseite über eines der zahlreichen Standard-Plugins zu hinterlegen und schon stehen sämtliche Daten für die Automatisierung und Segmentierung zu Verfügung. Heutige etracker Analytics Anwender haben es besonders einfach: Sie müssen keine Änderungen vornehmen und erhalten Signalize Free ganz automatisch kostenlos. Auch den Push-Dienst Signalize gibt es noch in einer Premiumversion für gehobene Ansprüche.

etracker im Überblick

Vor- und Nachteile der kostenlosen Alternative Google Analytics etracker

Ausblick & Fazit

Generell ist Google Analytics als langjähriger Marktführer schwer aus der Webanalyse wegzudenken, jedoch ist der Markt an Analysetools in den letzten zehn Jahren trotzdem enorm gewachsen. Ausschlaggebend hierfür sind zum einen die datenschutzrechtlichen Verschärfungen, sowie Bedenken und zum anderen neue Analyseansätze durch Cookie-less Tracking oder auch neue Funktionen, wie sie beispielsweise etracker mit den UX-Analytics anbietet. Unter den Gesichtspunkten Datenschutz und Funktionsumfang können sowohl Matomo, als auch etracker punkten und stellen somit die vielversprechendsten Konkurrenten zu Google Analytics dar.

Google Analytics und die vorgestellten Alternativen im Datenschutz-Vergleich:

Grafische Darstellung Vergleich Google Analytics Alternativen aus Datenschutzsicht

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